27
Dez
2019
8
Das Tastenchamäleon ist mein ständiger Begleiter und eine wichtige Stütze beim Texten.

Annette Knüsel #Tastenchamäleon

Das kleine Tastenchamäleon ist mein ständiger Begleiter. Es wohnt in meinem Kopf, stolpert mit mir durch die Welt und findet in einem fort erstaunliche Sprachphänomene. Blitzschnell kann es sich farblich an die Sprachumgebung anpassen. Sein Motto: Ich bin, was Sie hinter mir sehen.

Eigentlich ist es sehr bodenständig. Fleissig findet und sortiert es Wörter, Wortfelder, Sprachbilder und Redewendungen, mit denen ich meine Gedanken in Form bringen kann. Was uns sehr hilft, ist seine Lust, sich zu verwandeln: Mal gibt sich mein Tastenchamäleon weltmännisch, mal hemdsärmelig, angepasst oder flippig, freundlich und harmlos oder fachmännisch-überlegen – je nachdem, was gerade verlangt wird.

Doch manchmal ist es auch bockig und verweigert sich. Dann muss ich es umschmeicheln und verwöhnen, etwa mit ein paar Aphorismen. „Bei vielen Vordenkern ist das Nachdenken etwas aus der Mode gekommen“ – damit habe ich es neulich zum Schmunzeln gebracht, obwohl es gerade etwas unleidlich war. Gerne mag es auch Wortspiele: „Alleinstehende Frau liegt tot in ihrer Wohnung“ – heissa, da kullerten seine Augen vor Vergnügen in alle Richtungen. Und über witzige Buchstabenverdreher kann es minutenlang kichern: „Oh – ein Umfall!“

Meistens (aber nicht immer) ist es bald wieder einsatzbereit. Dann klettert es in meinem Hinterkopf ganz nach links, dorthin, wo aussen das Ohrläppchen mit der Kopfhaut zusammenwächst, raschelt ein bisschen mit den Füssen, schnalzt die lange Zunge, räuspert sich – hatte ich erwähnt, dass es sehr umständlich sein kann? – und gröhlt in Fussballfan-Manier: „Jetzt geht`s lo-hos …“

Ich liebe mein kleines Tastenchamäleon!

Werkstattbesuch: Worte

Das kleine Tastenchamäleon ist mein zentrales Werkzeug als Texterin. Hier ein Beispiel seiner Anpassungsfähigkeit: eine Geschichte, erzählt aus fünf verschiedenen Perspektiven.

Kanalreiniger: Der Einsatz heute war `ne kleine Nummer. Leitungen spülen, Öl auffangen – zack war der Mischwasserkanal wieder sauber.

Fünfjähriger Bub: Papi, stell dir vor: Das Auto ist von ganz alleine gefahren. Der Mann hat ganz böse geguckt und rumgeschrieen. Warum hat das Auto das gemacht?

Gastwirt: Wie kann man vergessen Handbremse? Plötzlich macht „rumsss!!“ und Tonne fällt um. Das ganz Öl: weg! Volltrottel!

Pensionär: Ich fahre seit 50 Jahren Auto … jemand muss die Handbremse gelöst haben. Der Wirt soll sich nicht so aufregen.

Polizeibericht: Selbstunfall ohne Fahrer: Ein parkiertes Auto rollte am Montag, 27. April gegen 16 Uhr in der Poststrasse gegen eine Tonne mit 140 Liter Speiseöl und gegen weitere Gegenstände. Es entstand erheblicher Sachschaden. Die Unfallursache wird noch untersucht. Vermutlich war das Fahrzeug ungenügend gesichert worden. Mehr Text vom #Tastenchamäläon hier.

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