11
Mrz
2020
10

Marc Michel #ZwischendenZeilen

Ich als blutiger HipHop Fan und Rapper bin immer wieder mit denselben Thematiken konfrontiert in den Medien. Die Songtexte dieses Genres werden seit Geburtsstunde des Raps falsch interpretiert. Vielleicht weil diese Musik eine Nischensparte ist und nicht allgemein gesellschaftstauglich? Nun ja, das war einmal. Aber spätestens seit ca. immerhin schon 5 -10 Jahren ist HipHop eine der populärsten Musikrichtungen der Welt. Natürlich kann sich meine Mutter das meiste noch immer nicht anhören, aber sie gehört auch nicht zur kaufkräftigen Zielgruppe der Musikindustrie. Was meine Mutter aber bestimmt über HipHop zu wissen scheint; die Songtexte sind öfters vulgär und obszön. In diesem Punkt gebe ich ihr recht, im Mittelpunkt der Texte sind oft Sex und Gewalt. Um den Inhalt richtig zu verstehen, muss man sich etwas mit dem Thema auseinandersetzen und die Kultur ein bisschen kennen. Dann bemerkt man, dass es nicht um verherrlichen, sondern rein um «repräsentieren» eines gewissen Life-Styles und Millieus geht. Haben doch die Rockstars aus den 80-ern genauso gemacht? Oder woher kommt nochmal das Sprichwort «Sex, Drugs & Rock’N’Roll»? Musik ist nun mal öfters mehr als nur Musik, es ist eine Attitüde. Also ist es nicht immer für Kravattenträger und Jurastudenten geeignet. Muss es ja auch nicht. Es ist für die Sparte gedacht, die sich damit identifizieren kann. Wenn also Fler rappt: «Ich will keine Frauen ich will Hoes, sie müssen Blasen wie Pros», versteh ich da nichts Frauenfeindliches. Er unterscheidet ja konkret Frauen von Hoes (auf Deutsch: Schlampen). Zieht er damit allgemeine Frauen in den Dreck? Nein, er bevorzugt ganz einfach leichte Damen, die auf Vergnügen aus sind. Diese Art von Frauen gibt’s und das ist ja auch nichts verwerfliches. In der heutigen Zeit der Emanzipation darf das ruhig gesagt werden. Die Frauen, die in diesem Kontext gemeint sind, nennen sich auch untereinander Hoes und Bitches. Diese Art von Frauen sind auch nicht beleidigt, den sie gehören ebenfalls zu dieser HipHop Kultur. Also wenn man HipHop und seine Redewendungen nicht versteht, sollte man sich einfach mit der gesamten Kultur befassen und es versuchen zu verstehen. Wenn einem jedoch die Zeit dafür zu schade ist, dann soll man einfach das Maul halten und kein Wort darüber verlieren.

Marc Michel

1 Response

  1. Feli

    Du hast du Nagel auf den Kopf getroffen. Rap ist Kunst. Und diese Kunst besteht manchmal darin, sich mit Wörtern gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Aber eben mit Wörtern und nicht in echt. Deshalb sollten alle political-correctness-Nazis froh sein, dass Rapper für sich dieses Ventil gefunden haben, um sich auszuleben. Und du hast Recht: Punk Rock und andere Musikgenres sind nicht besser in dieser Hinsicht. Die Diskussion über die Unanständigkeit im Deutschrap wird viel zu heiss gekocht – wahrscheinlich weil es die Texte auf Deutsch sind und sie jeder versteht. Denn wenn „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin, ein berühmtes Rock-Lied, im Radio läuft, wippt jeder noch so brave.Student mit dem Kopf mit. Dabei singt dieser in seinem Song: „Shake for me girl
    I wanna be your backdoor man.“ Muss ich nicht übersetzen, oder? 😉

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