Das schöpferische Wort: Die Wertschätzungs-Währung, die immer gewinnt. Von Anna Esposito.
Schon seit 1983 lebe ich als kreative Texterin von meiner Wort-Rendite. Seit 10 Jahren investiere ich als Ausbildnerin und Schulungsleiterin in neue Schreibtalente. Für meinen dritten Beruf setze ich als Coach auf das schöpferische Wort, um als „Einhorn“ die Lebensbörse aufzumischen.
Ich mag den Moment ausserordentlich gern, wenn ich beim Aufnahmegespräch merke, dieser Mensch liebt die Sprache. Die Augen funkeln, wenn er oder sie von kreativen Schulaufsätzen, Gedichten, Rapps, Hochzeitsreden, Liebesbriefen, Artikeln, Websites, Novellen, Blogs und Instabeiträgen erzählt. Ich höre zu, coache und fördere diese Schreibtalente seit 2011 bis zum Text-Diplom und zum eidg. Fachausweis. Und jetzt gehe ich noch weiter. Mein neues Standbein sind Creative Coachings, die dank schöpferischer Sprache ein wahrer Insidertipp sind.
Am Anfang war ein schöpferisches Wort.
Ich war ein leises Kind. Mein Eltern hatten das Wort und wie!!! Südländisch temperamentvoll, auf napoletanisch und gar nicht sotto voce. Als sich meine Eltern einmal so laut gestritten haben, dass sich eine besorgte Nachbarin an der Türe meldete, legte ich spontan ein schöpferisches Wort für sie ein, obwohl ich mich furchtbar für sie schämte. Ich sagte in reinstem Züritütsch: „Neinei, Frau Müller, sie müend nöd Polizei hole, es wird niemert umbracht. Mini Eltere redet nur übers Koffere packe für d’Summerferie.“
Ich habe es geschätzt, dass sich die Frau um meine Sicherheit sorgte, wenn sich meine Eltern in Rage redeten. Doch der sprachliche Sturm und Drang meiner Mamma und meines Papas gehörten einfach zu ihrem Lokalkolorit. Sie waren leidenschaftlich gute Menschen und taten keiner Fliege etwas zuleide. Ich glaube, das war der Ursprung meiner schöpferischen Sprache. Ich konnte Worte formen, sie mit einer Idee zum Einsatz bringen und anderen Menschen helfen. Ich habe mich damals schon entschieden, als Coach zu funktionieren und eine Welt mit zu bauen, in der die Lauten, die Leisen und die Schöpferischen für alle Zwischentöne ihren Platz haben.
Mein Wort-Schatz wächst.
Ich bin dank meiner Bücherbesessenheit durch die Aufnahmeprüfung ins Gymi gekommen. Ich habe jahrelang nur gelesen und war so wortgewandt wie kein Zweiter. Ich war das Schlieremer Vorzeige-Tschinggeli schlechthin und kam durch die Gymiprüfung. Aber dass ich die Probezeit bestanden habe, das war das Wunder von San Gennaro: ein schöpferischer Quantensprung. Mein Primar-Zeugnis war zwar voller Sechser, aber ich war das Arbeiten nicht gewohnt. Mein Latein- und Klassenlehrer Dr. Hirschle lotete während des letzten Gesprächs über meine miserablen Noten behutsam aus, wie ich es denn so hielt mit den Hausaufgaben. Ich hatte Angst vor dem Rauswurf und wollte drin bleiben an diesem wunderbaren Ort, der alle so stolz machte. Und dann hörte ich mich sagen: „Wüssed Sie, ich han no kein Platz gfunde, um z’lerne.“ Was vielleicht eine Ausrede war, aber auch die Wahrheit und die richtige Eingebung. Was soll ich sagen: Der gute Mann wurde kreativ, legte ein gutes Wort für mich ein und ich bekam eine zweite Chance für eine verlängerte Probezeit. Und zufällig quartierte meine Mutter gleichzeitig meinen Bruder aus dem Kinderzimmer aus, und ich hatte auf einmal genug Ruhe, um zu lernen. Eine wichtige Lektion: Das Leben antwortet schöpferisch, wenn Du ehrlich bist. Und: Ich habe die Matura bestanden 1982, mit einem unglaublich guten Durchschnitt.
Mein Wort-Talent reift.
Eine kleine Wortkreation hat mir zum ersten Job in einer Werbeagentur verholfen. Der nette Herr Quadri, Chef einer kleinen, feinen Agentur in Zürich-Wollishofen, lachte über die Headline auf dem Bewerbungscouvert: Nachwux macht Freude. Ergänzt von der herzigen Illustration eines Babys, gezeichnet von meinem Schulschatz Joe Bruggisser. Herr Quadri hat mir kein Textpraktikum, sondern einen Telefonistinnen-Job gegeben. Aber er hat sich den letzten Satz in meinem Antrittsmonolog gemerkt: „Ich will Texteri werde, weil ich einfach weiss, dass ich das chann.“ Was zugegebenermassen eine wilde Hypothese meinerseits war, blieb hängen und Herr Quadri hat mir meinen Weg geebnet und mich an die BSW-Texterschule angemeldet. Nach dem Bestehen derselben hat er mir einen netten Tritt verpasst und ein paar gute Worte auf den weiteren Lebensweg mitgegeben: Mach’s gut.
Mein Wort-Kapital gewinnt an Wert.
Die BSW Texterschule habe ich als geprüftes Texttalent verlassen und wurde als Praktikantin in die Werbeagentur Lintas aufgenommen, die aus einer Marketingabteilung für Waschmittel hervorgegangen war. Auf wie viele Arten kann man „Kaufen Sie OMO mit TAED plus“ sagen? Ich weiss es! Und ich entdeckte in der Restzeit das Agenturinnenleben. Es gab die Berater, die als natürliche Gegner der Kreativen galten, und es gab die Kunden, die wir als Kreative unbedingt für unsere Ideen gewinnen wollten, ganz gleich, was die Berater meinten. Meine Textideen landeten so oder so im Papierkorb. Bis ich eines Tages für eine Publireportage für LEGO Ritter- und Schlösser-Bausets folgende Headline schrieb: „Viel Feind, viel Ehr.“ Die Beraterin Sonja Sigg hat von Herzen gelacht, als sie sie gelesen hat, schloss mich in ihr Herz und verkaufte Text und Headline dem Kunden. Ab dann wusste ich, ohne Partnerschaft und Teamwork läuft gar nichts. Ich galt bald als brauchbare Junior-Texterin. Und was soll ich sagen ausser: Danke Sonja, Du bist viel zu früh gegangen!
Wortwunderkind mit Würfel.
Meine kreative Feuertaufe bestand ich in der Topagentur Lesch + Frei. Ich war die einzige Frau, ausser der Buchhalterin und den Grafikerinnen, die die Ehefrauen der Inhaber waren. „Wer nöd tschutte cha, chan au nöd tegschte.“ war einer der netteren Sprüche meines CD’s Peter Lesch, auch weil Aldo Frei mich für ihn als Junior engagiert hatte, ohne ihm ein Wort zu sagen. Ich war also als Scherz gedacht. Doch ich habe mich durchgebissen. Durch die Briefings und die Schmähworte. Ich habe mich für jeden Textauftrag gemeldet, jeden Coupon getextet, ich habe meine Angst ausgehalten und meine Panik bei Kritik zum konstruktiven Feedback umgewandelt. Und meine Chance kam: Für das Prestige-Etat der Agentur, eine intellektuelle Wochenzeitung, habe ich ihn geschrieben, den besten Headline-Duktus der Welt!!! Die Kampagne für eine Inserenten-Werbekampagne der Weltwoche war sprachlich schöpferisch: Ausgesuchte Verben, ein perfektes Wortbild nach dem anderen, ein cooles, weil wortloses Hinlegen meines Manuskripts… und gopferteckel das Lob und ein Lächeln von Peter Lesch kam: „Du chasch es ja doch!“ Dieser kurze Satz lancierte meine Texterinnen-Karriere. Auf einmal war ich das Wortwunderkind, der Lesch wurde mein stolzer Mentor und alle anderen hatten es ja sowieso schon immer gewusst. Vom ADC gab’s Würfel. Und Aldo, freute sich im Stillen über seine gute Nase. Ich musste dann wieder gehen, eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter wartete. Es war traurig, doch zu jenem Zeitpunkt wollten mich sowieso alle: Der Walter Bosch sowieso, und der Theophil Butz auch.
Meine Wort-Aktien steigen.
Mein Name war auf einmal etwas Wert in der kreativen Werbebranche. Doch ich entschied mich – wild und frei-, dass ich an der UNI Zürich studieren, im Filmarchiv jobben und in der Werbung sporadisch als Freelancerin mein Geld verdienen wollte. Fraktal war das Wort der Stunde. Bei Bosch&Butz, der freundlichsten und frauenförderlichsten Agentur damals, war ich zuhause und hatte ein kreatives Heimspiel nach dem anderen. Dann ergriff mein Leben das Wort und ich wurde schwanger. Nach der ersten Enttäuschung, die meine Ankündigung mit einem psychadelischen Nuggi provozierte, bot mir Herr Bosch ein Comeback und einen CD-Job an. Ich hatte keine Worte für so viel Vertrauen in mich. Am Ende lehnte ich aber ab und Herr Bosch widmete mir eine Kolumne in der BILANZ mit dem Titel „Anna, warum wurdest Du schwanger?“ auf die ich heute antworten kann: Weil es mein Lebensplan war. Der Mutterberuf machte mir Angst und ich wollte ihn in Ruhe in den Griff bekommen. Nach dem zweiten Kind und nach sechs Jahren Mutterschaftsurlaub hatte ich dann genug Erfahrung gesammelt und ich stieg wieder ein: bei der internationalen Werbeagentur McCann-Erickson unter dem Copy-CD Markus Sidler. Als Förderer wiedereinsteigender Mütter schickte er mich kurzerhand an die New York University für ein Summer-Film-Seminar und Refresh in Sachen Werbespot, er nahm mich mit in seine Selbständigkeit und verhalf mir so zu meiner Selbständigkeit, der einzig glücklich-machenden Daseinsform für allein erziehende Mütter.
Return on Wort-Investment.
Seit 1997 bin ich als Texterin/Konzepterin selbständig. Ich wurde über zwei Dekaden für tolle Pitches und kreative Kampagnen als Freelancerin geholt. Ich gründete by the way eine Werbeagentur mit, wurde zeitweise Teil einer Kommunikationsagentur und textete und textete. Als ich schon für fast alles geworben hatte, klopfte eine neue Herausforderung an. „Willst Du für mich einspringen und Kreation dozieren? Du kannst das sicher gut.“, fragte mich Valentina Herrmann an und eine neue Weiche war gestellt. Nach fünf Ausbildungen beim SVEB und drei Ausbildungen als Coach bin ich heute vor allem Schulungsleiterin am BZZ, doziere, organisiere, coache und staune, dass so viele exzellente Diplom-Texterinnen und Texter aus unserer Schmiede kommen. Das verdanke ich vor allem meiner Co-Leiterin, der unerschöpflich kreativen Erica Sauta.
Alt? Das Schlusswort ist noch lange nicht geschrieben.
Heute habe ich ein neues Ziel, denn schöpferische Prozessbegleitungen sind mein Ding. Entdeckt und geprüft habe ich dieses Talent in den letzten 10 Jahren bei den vielen Coachings, die halfen aus Schreibtalenten, Texterinnen und Texter mit einer schöpferischen Haltung zu machen. Meine Website www.creativecoachings.ch wirbt für mich auf coole Weise und ich lege Pfade in der digitalen Welt, damit mich die richtigen Menschen im besten Moment finden. Drückt mir die Daumen! Und legt ein schöpferisches Wort für mich ein.
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Sehr schön. Aber ich hätte gerne noch ein bisschen von den wichtigen Worten aus deinem Leben gelesen. Worte, die in jedem Lebensabschnitt eine zentrale Bedeutung hatten. 🙂
Danke Dir, lieber Reda. Jetzt ist der Text so lang und Du willst noch mehr lesen!!!